Städte & Kultur
Altstädte mit UNESCO Welterbe-Status: Kultur, international geadelt
Oft sind es ja „nur“ einzelne Bauwerke, die die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Im Fall von Lübeck, Goslar, Regensburg, Stralsund und Wismar wurde hingegen gleich die gesamte Altstadt geadelt. Zu Recht!
Lübeck: Giebelhäuser, Nobelpreisträger, Marzipan
Vor dem Euro hatte das Holstentor jeder regelmäßig in der Hand, zierte es doch den alten 50-Mark-Schein. Zu solch Ehre kommt man nicht einfach so. In der Tat gilt das spätgotische Bauwerk als eines der bekanntesten deutschen Baudenkmäler. Mit seinen dicken Mauern schützte es einst die von Trave und Elbe-Lübeck-Kanal umgebene Altstadt. Diese zählt mit rund 100 Hektar zu den größten deutschen Flächendenkmälern auf der UNESCO Welterbeliste. Wer an den Giebelhäusern der Hansestadt vorbeispaziert, entdeckt idyllische Höfe und Durchgänge wie etwa den Füchtingshof oder Glandorps Gang. Literaturfans statten dem Günter-Grass-Haus sowie dem Thomas Mann gewidmeten Buddenbrookhaus einen Besuch ab. Dritter im Bunde Lübecker Nobelpreisträger ist Altbundeskanzler Willy Brandt, auch ihm gebührt eine Gedenkstätte. Das Niederegger-Haus wiederum gilt als Pilgerstätte für Marzipan-Fans.
Goslar: Aller guten Dinge sind drei
Das UNESCO Welterbe am Nordwestrand des Harzes umfasst neben der Altstadt von Goslar und der Oberharzer Wasserwirtschaft auch das Erzbergwerk Rammelsberg, das als einziges der Welt kontinuierlich über 1.000 Jahre in Betrieb war. Einblicke gewähren Museum, Besucherstollen und Veranstaltungen. Davon bietet das nahe, vom Erzreichtum groß gewordene Goslar ebenfalls einige, etwa das Altstadtfest. Deren 1.500 Fachwerkhäuser bilden auch ohne Event eine Topkulisse, die durch das Rathaus (sehenswert: der Huldigungssaal) und die Reste der Stadtmauern noch weiter aufgewertet wird. Und die Kaiserpfalz, in der fast 250 Jahre lang Geschichte geschrieben wurde, insbesondere im romanischen Kaiserhaus, Deutschlands größten, ältesten und zugleich besterhaltenen Profanbau des 11. Jahrhunderts.
Regensburg: Reise ins Mittelalter
Die Steinerne Brücke aus dem 12. Jahrhundert gilt als Wunder mittelalterlicher Ingenieurskunst: Wuchtig führt sie 300 Meter über die Donau und verbindet den Stadtteil Stadtamhof mit der Altstadt. Dort ragen die Türme des Doms St. Peter in den Himmel, und im Reichstagsmuseum im historischen Rathaus ist ein Gefängnis samt Folterkammer erhalten. Überhaupt gibt es in Deutschlands größtem Mittelalterensemble viel zu sehen: die Patriziertürme reicher Familien, Schloss Thurn und Taxis, verwinkelte Gassen, entzückende Innenhöfe und das 2019 eröffnete, multimedial gestaltete Haus der Bayerischen Geschichte, das sich mit dem Zeitraum von 1800 bis zur Gegenwart befasst. Die ist in der Studentenstadt ohnehin lebendig, die Kneipendichte legendär. Auch ohne Alkohol berauscht eine Bootsfahrt zur Kelheimer Befreiungshalle oder zur Walhalla.
Wismar und Stralsund: Backsteingotik an der Ostsee
Sie sind Hansestädte, liegen an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns – und ihre Altstädte wurden 2002 zusammen in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen: Wismar und Stralsund haben viel gemein. Und zugleich ihre individuelle Klasse. So ist der 100 x 100 Meter große Marktplatz von Wismar einer der größten Norddeutschlands. Wahrlich herausragend sind die Bauten des Rathauses, des Bürgerhauses „Alter Schwede“ und der Pavillon „Wismarer Wasserkunst“. Im sehr schönen „Schabbellhaus“ erfährt man viel über die Stadtgeschichte – und die „Europäische Route der Backsteingotik“. Auf der liegt auch Stralsund. Deren Hafeninsel beheimatet rund 500 historische Gebäude, viele davon sind Giebelhäuser, einige Backsteinkirchen. Vor allem der 104-Meter-Turm der Marienkirche prägt die Silhouette der Stadt, die auch bei Fisch-Fans ankommt. Zum einen gilt sie als Geburtsort des Bismarck-Herings, zum anderen befindet sich hier das großartige Ozeaneum.