Städte & Kultur
Städte mit römischen Wurzeln: Wer hat’s erfunden? Die Römer!
Sie kamen, sahen – und gründeten. Erst ein Lager, dann mitunter eine Stadt. Die Rede ist von den Römern, die auch nördlich der Alpen eindrückliche Spuren hinterlassen haben. In einigen Städten sind diese bis heute gut sichtbar.
Trier: Römer-Power an der Mosel
Eine der ältesten Städte Deutschlands ist wie kaum eine Zweite hierzulande mit den Römern verbunden. Mal von deren Gründungsmeriten abgesehen: Die aus Sandstein erbaute Porta Nigra existiert selbst nach 1.850 Jahren noch, stark! Als besterhaltenes römisches Stadttor nördlich der Alpen ist es der Star des UNESCO Welterbeensembles „Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier“. Dazu zählen ferner die über die Mosel führende Römerbrücke, ihres Zeichens älteste Brücke Deutschlands, die Konstantinbasilika sowie die Überreste der einst riesigen Barbarathermen, der Kaiserthermen und des bis zu 20.000 Zuschauer fassenden Amphitheaters. Noch tiefere Einblicke gewährt das Rheinische Landesmuseum, in dem es jede Menge Fundstücke von damals (und viele mehr) zeigt. Angesichts solch geballter Römer-Macht geraten Dom, Hauptmarkt und Kurfürstliches Palais fast etwas ins Abseits. Beim Bummel durch die sympathische Altstadt kommen sie aber schnell wieder ins Spiel.
Speyer: Römisches und Romanisches
Die Römer haben die Stadt am Rhein vor rund 2.000 Jahren gegründet, soviel ist klar. Im (Alt-)Stadtbild ist davon jedoch kaum etwas zu sehen, es dominieren Bauwerke aus dem Mittelalter. Herausragendes Beispiel: das Altpörtel, einer der schönsten und mit 55 Metern auch höchsten mittelalterlichen Tortürme im Lande. Nicht weit entfernt liegt Mitteleuropas älteste Mikwe – ein jüdisches Ritualbad unter der Erde. Unübersehbar auf der Erde steht der viertürmige, dreischiffige und mit dem Welterbetitel dekorierte „Kaiser- und Mariendom“. Unweit der größten, noch erhaltenen romanischen Kirche befindet sich das Historische Museum der Pfalz, in dem es in der Ausstellung „Die Römerzeit“ dann aber doch mal um die ersten Stadtväter geht. Ein Tipp für alle, denen es eher um Fahrzeuge, IMAX-Filme und Co. geht, ist das Technik Museum Speyer. Neben einer Antonov AN 22, einer begehbaren Boeing ist dort auch das Hausboot der Kelly Family beherbergt.
Augsburg: Mit allen Wassern gewaschen
Wer in der Schwaben-Stadt am Lech gräbt, muss mit Wasser rechnen. Und mit Überresten aus der Römerzeit. 2021 gelang mit einer halben Tonne Münzen, Waffen und Werkzeugen gar ein Sensationsfund! Ein weiterer Beleg für den kurz vor Christi Geburt gegründeten und somit ältesten römischen Militärstützpunkt in Bayern. Und noch ein Grund, rasch das Römische Museum an neuem Standort wiederzueröffnen. Derweil hat Augsburg historisch Interessierten als ehemalige mittelalterliche Reichsstadt, Sitz der Handelsfamilie Fugger – jüngst feierte „ihre“ weltgrößte Sozialsiedlung 500-Jähriges – und Geburtsort des Dramatikers Bertolt Brecht, auch anderweitig viel zu bieten. Den UNESCO Welterbetitel gab es allerdings nicht für die Altstadt samt Renaissance-Rathaus und stolzer Kirchen, sondern für die Top-Wasserwirtschaft: Dazu zählen vier Bach- und Kanalsysteme sowie 24 weitere historische Objekte und Ensembles aus dem Bereich der Wasserversorgung, darunter die beiden ältesten bestehenden Wasserwerke sowie die drei ältesten bestehenden Wassertürme Deutschlands.
Mainz: Booster in Geschichtskunde
Der über 1.000 Jahre alte, romanische Dom mag das Herzstück der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt bilden, die Wurzeln reichen jedoch bis in die Römerzeit zurück. Schließlich wurde rund um Christi Geburt mit dem Legionslager Mainz gegründet. Zwar hat es im Imperium Romanum nicht so Karriere gemacht wie etwa Köln, dafür wurden hier Könige gekrönt und mit dem Reichsfest Barbarossas das wohl prächtigste Fest des Mittelalters abgehalten. Ferner blühte ab dem 12. Jahrhundert das jüdische Leben. Die sogenannten SchUM-Stätten von Worms, Speyer und vor allem Mainz, wurden 2021 gar zum UNESCO Welterbe erklärt. Erklärte Hingucker sind auch die Adelspaläste am Schillerplatz sowie die Fachwerkhäuser in der Altstadt. Durch deren Straßen und Gassen drängen sich bei der „Meenzer Fassenacht“ Hunderttausende Karneval-Fans. Darunter sind sicher auch viele Studierende der Uni, die den Namen des modernen Buchdruck-Erfinders Johannes Gutenberg trägt. Ein anderer Mainzer hat es ebenfalls dank einer Erfindung zu Weltruhm geschafft: Uğur Şahin von der mRNA-Impfstoff-Firma Biontech.