„Raus ins Grüne“ bedeutet nicht zwangsläufig „Raus aus der Stadt“. Schließlich sorgen Parks, Botanische Gärten, Auen und Co. auch im „Großstadtdschungel“ für viel Erholung. Kassel, Essen, Halle und Osnabrück tun sich diesbezüglich besonders hervor …

Halle: Bundeshauptstadt der Naherholung

Halle: Burg Giebichenstein oberhalb der Saale Halle: Burg Giebichenstein oberhalb der Saale ©Adobe Stock (Mihi)

15,9 Prozent. So hoch fällt der Anteil an Grünanlagen, Parks und Sportflächen in Sachsen-Anhalts größter Stadt Halle (Saale) aus – und damit höher als in allen anderen deutschen Städten. Das mag selbst manchen Einwohner überraschen! Doch es läppert sich eben. So leisten neben der Dölauer Heide allein die Auen der Saale einen stattlichen Grünbeitrag, insbesondere auch die von ihr umflossenen, sechs größeren Flussinseln. Die sind zum Teil Naturschutzgebiete und wenig bebaut. Bei einem Besuch in Halles Bergzoo wird das Freizeitszenario ersichtlich, liegt er doch auf dem erhabenen Reilsberg nördlich der Altstadt (dort sehens- und hörenswert: Friedrich Händels Geburtshaus und das weltgrößte Beatles-Museum). Näher liegt das Landesmuseum für Vorgeschichte, eine europäische Top-Adresse auch für diejenigen, die in puncto Archäologie grün hinter den Ohren sind. Im Anbetracht der weltberühmten Himmelsscheibe von Nebra, mit über 3.600 Jahren älteste Himmelsdarstellung der Menschheit, kommt jeder ins Staunen.


Kassel: Flussauen, Blumeninseln, Europas größter Bergpark

Kassel: Blick von den Kaskaden im Bergpark Wilhelmshöhe Kassel: Blick von den Kaskaden im Bergpark Wilhelmshöhe ©AdobeStock (fotobeam.de)

Von wegen „vorübergehendes Museum der 100 Tage“: Die alle fünf Jahre stattfindende Documenta, weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, hinterlässt durchaus auch langfristige Werke. Und Pflanzen! An den 1982 von Joseph Beuys gesetzten „7000 Eichen“ erfreuen sich Einwohner und Besucher der nordhessischen Hügelstadt noch heute. Und tragen so zum Ruf als zweitgrünste Stadt des Landes bei. Über solch statistische Rechenwerte lässt sich diskutieren. Doch allein beim Panoramablick vom Herkules aus, neben den XXL-Wasserspielen der „Star“ in der Schlossanlage Wilhelmshöhe, Europas größtem Bergpark und UNESCO Welterbe, wird einem aufs Angenehmste ganz grün vor Augen. Großen Anteil daran tragen Fuldaaue , Karlsaue und die Dönche, Deutschlands größtes innerstädtisches Naturschutzgebiet. Farbwechsel gefällig? Im szenigen Schillerviertel geht es dank viel Graffiti und Street Art herrlich bunt zu.


Essen: Die grünste Stadt im einstigen Grau

Essen: Zeche Zollverein, UNESCO Welterbe, Doppelbock Förderturm, Route der Industriekultur Essen: Zeche Zollverein, UNESCO Welterbe, Doppelbock Förderturm, Route der Industriekultur ©DZT (Francesco Carovillano)

Ausgerechnet Essen! Die mitten im „Pott“ gelegene Ruhr-Metropole, über zwei Jahrhunderte von Kohle und Stahl geprägt, wurde von der EU zur „Grünen Hauptstadt Europas“ gewählt. Mit ihr wurde zum ersten Mal eine Stadt mit so intensiver Industriegeschichte ausgezeichnet. Die Jury beeindruckte eben die Transformation stillgelegter Industrieareale zu Kulturattraktionen (Essen war federführend im „Ruhr 2010“-Kulturhauptstadtjahr) und mehr noch zu Grünflächen. Ein Musterbeispiel stellt da die mit dem UNESCO Welterbetitel dekorierte Zeche Zollverein dar. Außerdem gibt es ja noch die Evergreens der Stadt: den großen Grugapark, Deutschlands erste Gartenstadt, die Margarethenhöhe, sowie den Baldeneysee. Wer nicht (sonnen)baden, beachclubben oder mit dem Schiff fahren will, umrundet die dort aufgestaute Ruhr per Rad. Über all dem thront im Grünen die Villa Hügel, schlossgewordenes Symbol vergangener Stahltage.


Osnabrück: Große Geschichte und kleinflächiges Grün

Osnabrück : Schloss mit Universität Osnabrück : Schloss mit Universität ©DZT (Francesco Carovillano)

Über die Varusschlacht ist, wie vielerorts im Osnabrücker Land, längst Gras gewachsen – und anderes Pflanzenwerk. Wer sich dennoch über den legendären Sieg der germanischen „Barbaren“ über die Römer informieren will, bekommt im modernen „Museum und Park Kalkriese“ interessante Einblicke. Mit Krieg, und mehr noch, Frieden hat es die niedersächsische Stadt ohnehin. Zumindest legt es das Remarque-Friedenszentrum und mehr noch das Rathaus nahe. Dort wurde 1648 mit dem Westfälischen Frieden, dem ersten gesamteuropäischen Friedenskongress, der Dreißigjährige Krieg besiegelt. Schön, aber wo sind nun die schönen Grünflächen, die für einen Top-Platz im Green-City-Ranking sorgen? Neben den vielen kleinflächigen Arealen, Gärten und Dachterrassen sticht vor allem der Bürgerpark heraus. Und der idyllisch an einem See gelegene und für seine Tropenpflanzen berühmte Botanische Garten der Uni.