Interaktion statt Berieselung, eigene Experimente anstelle von Vitrinen und Schautafeln – so lautet das Konzept der Science Center. Meterhohe Feuertornados und Schattenspiele mit bizarren Ergebnissen kommen dabei nicht nur bei Kindern gut an.

Phæno Wolfsburg: Edutainment auf allen Ebenen

Wolfsburg: Roboter spricht mit Gästen im Wissenschaftsmuseum Phaeno Wolfsburg: Roboter spricht mit Gästen im Wissenschaftsmuseum Phaeno ©Phaeno (Janina Snatzke)

Am Rand der Autostadt Wolfsburg steht seit 2005 Europas womöglich verrückteste Experimentierhalle. Deutschlands größtes Science Center ist das 9.000 Quadratmeter große Phæno allemal. Während Architekturfans noch das von Star-Architektin Zaha Hadid ersonnene Beton-Stahl-Gebäude, das der „Guardian“ zu den zwölf bedeutendsten modernen Bauwerken der Welt zählt, bewundern, sind die überwiegend jugendlichen Besucher meist schon drinnen unterwegs. Kein Wunder, in der mit Kratern, Terrassen, Plateaus und Höhlengebilden versehenen Landschaft laden rund 350 Experimentierstationen, lose verteilt und teils von Künstlern gestaltet, zum Knöpfe Drücken und Ausprobieren ein. Phänomene wie Nebel- und Wolkenbildung, Magnetismus, Schwerkraft, Licht und Schatten, Elektrizität und Klang können so im Eigenexperiment erfahren werden. Besondere Zuneigung erfährt der schauspielernde Roboter „Robo“. Die effektvollen Spiegelexponate und das „Hexenhaus“ erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit. Übrigens: Wer richtig Feuer gefangen hat – etwa angesichts des mit über sechs Metern weltgrößten Feuertornados –, kann seinen Wissensdurst auch in mehreren Mitmachlaboren stillen.


Universum Bremen: Kosmisches in der Riesenmuschel

Bremen: Science Center Universum Bremen: Science Center Universum ©Universum Bremen

Macht Schokolade wirklich glücklich? Was ist eine Camera Obscura? Antworten darauf gibt das Universum Bremen. Vor allem aber auf die Frage, wie ein cooles Museum im 21. Jahrhundert aussieht. Das 2015 mit einem komplett überarbeiteten Konzept wiedereröffnete Science Center verzückt kleine und große Besucher schon von Weitem – dank seiner wie eine silbrige Mischung aus einem Wal und einer Riesenmuschel aussehenden Architektur. 40.000 Edelstahlschindeln sorgen für glanzvolle Effekte, auch nachts. Glanzvoll geht es im Inneren weiter, wo die Besucher thematisch vom Mittelpunkt der Erde zur Oberfläche und ins Weltall oder auch in eine begehbare Gebärmutter wandern und dabei an etwa 300 Mitmachstationen zu den Themen Mensch, Erde und Kosmos vorbeikommen. So wackeln im Erdbebenraum auf Knopfdruck die Wände und woanders werden Schatten auf weiße Flächen gebannt. Im 5.000-Quadratmeter-Außenbereich, dem „EntdeckerPark“, begeistern weitere Mitmachstationen zum Thema Bewegung und ungewöhnliche Landschaftselemente. Über allem thront der 27 Meter hohe, in sich gedrehte und begehbare „Turm der Lüfte“.


Odysseum Köln: Bildung? Unterhaltung? Sport? Alles auf einmal!

Köln: Stadtpanorama mit Kölner Dom Köln: Stadtpanorama mit Kölner Dom ©DZT (Udo Bernhart)

Neuer Eigentümer, neues Konzept, neue Attraktionen: Nach langen Diskussionen, ob das auf dem Gelände einer ehemaligen Chemischen Fabrik befindliche Science Center weiterbestehen kann, feierte das Odysseum 2021 sein Comeback. Die Marschrichtung des „Abenteuermuseums“ lautet nun: weniger Schulwissen, mehr Spiel und Spaß, mehr Indoorspielplätze und größeres Publikum, Kita-Kinder und Großeltern eingeschlossen. Neben einigen optisch und räumlich überarbeiteten Angeboten wie im „Museum mit der Maus“, einer Hommage an die beliebte Kindersendung, sowie bei der Rollschuharena „Roll and Move“, dem Schwarzlicht-Spielraum sowie dem weitläufigen Puzzle- und Bau-Bereich, gehört die preisgekrönte Spielplattform „SisyFox“ zu den neuen Attraktionen. Das Besondere: Der Controller ist eine Kugel in Medizinballgröße, und um diese zu bewegen, müssen die Spieler ordentlich Kraft aufwenden. Bei anderen Stationen wie der virtuellen Welt der „Spree-Arena“ sowie der dreidimensionalen „Streetart Gallery“ braucht es eher Technikverständnis, werden dort doch analoge und digitale Erlebnisse verknüpft.


Besucherbergwerk F60: Echt ein dickes Ding!

Lichterfeld-Schacksdorf: Besucherbergwerk Förderbrücke F60 Lichterfeld-Schacksdorf: Besucherbergwerk Förderbrücke F60 ©Adobe Stock (GrebnerFotografie)

11.000 Tonnen schwer, 80 Meter hoch, 204 Meter breit und einen halben Kilometer lang. Im Süden Brandenburgs ruht ein wahrer Gigant, Kosename „Der liegende Eiffelturm der Lausitz“. Auch wenn sich die größte mobile Maschine der Welt seit 1992 nicht mehr rührt, bewegt sie doch seither zahlreiche Besucher. Schließlich gewährt die am Bergheider See südöstlich von Finsterwalde gelegene ehemalige Abraumförderbrücke F60 spannende Einblicke in die Geschichte des Braunkohlebergbaus und erhabene Weitblicke über das Lausitzer Seenland. Großartig, wenn manche Guides von ihrer Zeit als Bergbauarbeiter erzählen. Um die volle Sicht zu genießen, die an schönen Tagen gar bis in die Sächsische Schweiz reicht, sollte man allerdings den rund 1,3 Kilometer langen Rundweg verlassen und bis zur Aussichtskabine in 74 Meter Höhe hinaufsteigen. Der (sichere) Weg lohnt sich. Erst recht für Adrenalinjunkies, die zurück nicht zu Fuß gehen, sondern sich abseilen. Spektakulär, aber nicht so schweißtreibend, sind auch manche Spezialveranstaltungen, etwa Konzerte oder Nachtführungen, bei denen die F60 durch Licht- und Klanginstallation des Künstlers H.P. Kuhn in Szene gesetzt wird.