Das zum UNESCO-Welterbe zählende Ensemble aus fünf Museen gehört, das lässt sich ohne Übertreibung behaupten, zu den Höhepunkten des europäischen Kulturtourismus – Stichwort Büste der Nofretete und Pergamonaltar. Stark: Im Rahmen eines XXL-Masterplans werden die ehrwürdigen Bauten Schritt für Schritt saniert – und erweitert.

Pergamonmuseum: Richtig große Kunst aus 6.000 Jahren Geschichte

Berlin: Ischtar-Tor im Pergamonmuseum Berlin: Ischtar-Tor im Pergamonmuseum ©Staatliche Museen zu Berlin - Vorderasiatisches Museum, Foto (Olaf M. Teßmer)

Jährlich strömen weit über zwei Millionen Besucher auf die Museumsinsel. Das 1930 im neoklassizistischen Stil erbaute Pergamonmuseum stellt dabei nicht nur das größte Museum, sondern mit dem Neuen Museum auch den größten Besuchermagneten dar. Kein Wunder, gilt es doch mit seinen bis zu 6.000 Jahre alten Skulpturen und Kunstwerken als eines der bedeutendsten Museen der Kultur- der Menschheitsgeschichte. Wobei es sich genau genommen um drei separate Sammlungen handelt. Eine davon ist die Antikensammlung, und dessen Star der 113 Meter lange Skulpturenfries des 2.200 Jahre alten Pergamonaltars. Bis sich das Meisterwerk hellenistischer Kunst wieder in voller Pracht besichtigen lässt – bis 2023 ist dieser Teil im Zuge der Generalsanierung, die auch die Ergänzung um einen vierten Gebäudeflügel vorsieht, geschlossen – entschädigt das 360-Grad-Panorama von Yadegar Asisis in der temporären „Panorama“-Ausstellung gegenüber. Andere weltberühmte Exponate aber sind live zu sehen, etwa das Löwenrelief in der Prozessionsstraße und das riesige Ischtar-Tor im Vorderasiatischen Museum. Exponate in Übergröße stellen auch das Markttor von Milet mit über 1.000 Tonnen Marmor und 17 Meter hohen Säulen sowie die Palastfassade von Mschatta dar. Zudem zeigt das Museum für Islamische Kunst, eine der ältesten und deutschlandweit umfangreichsten Sammlungen islamischer Kunst und Exponate, Korane, Gebetsnischen, Teppiche und Kunsthandwerk.


Altes und Neues Museum: Nofretete, Schinkel und Caesar

Berlin: Kolonnadenhof und Neues Museum auf der Museumsinsel Berlin: Kolonnadenhof und Neues Museum auf der Museumsinsel ©Staatliche Museen zu Berlin (David von Becker)

Die Büste der Nofretete gilt als bekannteste Frauenskulptur der Welt und als zeitlose Ikone der Schönheit. Der eindrucksvoll in Szene gesetzte Kopf, eine der bekanntesten Kunstschätze des Alten Ägyptens, ist jedenfalls das mit Abstand beliebteste Exponat im 2009 wiedereröffneten Neuen Museum. Das wiederum besteht aus zwei Sammlungen, dem Ägyptischen Museum samt Papyrussammlung, zu dessen Highlights neben der Amarna-Sammlung (inklusive Nofretete-Büste) noch der „Grüne Kopf“ und drei frisch restaurierte Opferkammern aus dem Alten Reich gehören, sowie das Museum für Vor- und Frühgeschichte. Interessant: Das älteste von rund 6.000 ausgestellten Objekten ist ein 700.000 Jahre alter Faustkeil der Altsteinzeit, das jüngste ein Stück Stacheldraht der Berliner Mauer. Großen Anklang findet auch Schliemanns berühmte Sammlung trojanischer Altertümer. Noch mehr antike Schätze beherbergt das gegenüber befindliche, von Karl Friedrich Schinkel erbaute Alte Museum, nicht zuletzt dank der pantheon-gleichen Rotunde ein Meisterwerk klassizistischer Architektur. Im Inneren begeistern dann Vasen, Skulpturen und Relikte aus dem alten Griechenland, dem Italien der Etrusker und der Römischen Kaiserzeit, darunter die Bildnisse von Caesar und Kleopatra sowie die Statue der Göttin von Tarent.


Alte Nationalgalerie: Best of 19. Jahrhundert

Berlin: Alte Nationalgalerie mit dem Reiterstandbild von Friedrich Wilhelm IV. während der Dämmerung Berlin: Alte Nationalgalerie mit dem Reiterstandbild von Friedrich Wilhelm IV. während der Dämmerung ©Adobe Stock (elxeneize)

Die Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie, eine der bedeutendsten Museumsarchitekturen des 19. Jahrhunderts, bildete im Jahr 2001 den architektonisch, denkmalpflegerisch und konzeptuell Maßstäbe setzenden Auftakt für die über Jahrzehnte angelegte Erneuerung der Museumsinsel. Seither erstrahlt das einem antiken Tempel auf hohem Sockel ähnelnde Gebäude in neuem Glanz – das gilt auch für den ebenfalls neu gestalteten Kolonnadenhof davor und die Schätze in seinem Inneren. Auch wenn die gesamte Sammlung sogar noch um ein Vielfaches größer ausfällt, werden auf den drei Ausstellungsgeschossen etwa 400 Gemälde und 100 Skulpturen zur Schau gestellt. Und was für welche! Die Werke von Adolph Menzel, Sabine Lepsius, Franz von Stuck, Claude Monet, Auguste Renoir und anderen Meistern machen die Alte Nationalgalerie zu einer der bedeutendsten deutschen Sammlungen der Kunst des 19. Jahrhunderts. Bei Caspar David Friedrichs „Der Mönch am Meer“, Auguste Rodins „Der Denker“ oder Édouard Manets „Im Wintergarten“ klingelt es selbst bei weniger Kunstbewanderten. Wer in Fahrt kommt und sich fragt, wo es denn zur Neuen Nationalgalerie geht, sollte wissen: Das auf die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts fokussierte Ausstellungshaus befindet sich nicht auf der Museumsinsel, sondern acht Bushaltestellen weiter in der Nähe des Potsdamer Platzes.


Bode-Museum: Skulpturenschätze unter neobarocken Kuppeln

Berlin: Bode-Museum auf der Museumsinsel, UNESCO Weltkulturerbe Berlin: Bode-Museum auf der Museumsinsel, UNESCO Weltkulturerbe ©Lookphotos (Günther Bayerl)

An der Nordspitze der Insel, wo Spree und Spreekanal zusammenfließen, steht malerisch das nach dem Kunsthistoriker Wilhelm von Bode benannte Museum. Nicht minder eindrucksvoll ist die neobarocke Architektur. Und dann erst die inneren Werte: Kunstwerke aus über 15 Jahrhunderten und aus verschiedenen Bereichen. Konkret beherbergt das Ausstellungshaus über 100 Werke der Gemäldegalerie, das Museum für Byzantinische Kunst sowie einen Großteil der Münzsammlung. Die größte Bekanntheit genießt die Skulpturensammlung, eine der umfangreichsten und ältesten der Welt. Beim Relief der Pazzi-Madonna, Berninis „Satyr mit Panther“ oder der Mosaikikone mit Christus dem Erbarmer schnalzen Kenner mit der Zunge. Wobei man kein Insider sein muss, um von dem 2006 generalsanierten Museum beeindruckt zu sein. Allein die Aura im Großen Kuppelsaal mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten ist ergreifend (etwa vom erhöhten Café aus), ebenso die im Kleinen Kuppelsaal mit den Standbildern preußischer Generäle. Welche Highlights hier noch so schlummern, verrät unter anderem ein Überblick in der unweit entfernten, 2019 eröffneten James-Simon-Galerie. Das von David Chipperfield erbaute, kubisch-moderne Gebäude zeigt nicht nur Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, sondern fungiert auch als Art Besucherzentrum für alle Einrichtungen der Museumsinsel – inklusive Zugang zur „Archäologischen Promenade“, die in Zukunft alle Museen verbinden soll. Auch das Bode-Museum.