Was genau ist moderne Kunst? Und wann beginnt die zeitgenössische? Keine leichten Fragen. An Antworten versuchen sich eine Reihe hochspannender Museen und zeigen, wie gewaltig die Fülle an Stilrichtungen, Darbietungsformen und experimentellen Exponaten ist, die im 20. und 21. Jahrhundert geschaffen wurden.

Museum Ludwig Köln: Hot Spot für Fans von Pop Art und Picasso

Köln: Museum Ludwig und Kölner Dom Köln: Museum Ludwig und Kölner Dom ©Museum Ludwig (Foto A.R. + Foto Thomas Riehle)

Wer die größte Sammlung amerikanischer Pop Art außerhalb der USA bestaunen möchte, ist in dem auf das Stifterpaar Peter und Irene Ludwig zurückgehenden Museum in der Nähe des Kölner Doms genau richtig. Hier hängen regelrechte Ikonen der grellen, flippigen Stilrichtung, etwa Roy Lichtensteins „M-Maybe“ oder Tom Wesselmanns „Great American Nude No. 98“ sowie einige Hauptwerke von Andy Warhol, Jasper Johns und Co. Das Museum hat sich aber auch anderen Kunstrichtungen des 20. und 21. Jahrhunderts verschrieben. Ins Portfolio gehören neben einer der größten Picasso-Sammlungen der Welt (u.a. mit dem Bild „Harlekin mit gefalteten Händen“) bedeutende Exponate der russischen Avantgarde sowie des abstrakten Expressionismus, von Mark Rothko bis Jackson Pollock. Weitere Schätze sind eine rund 70.000 Werke umfassende Sammlung zur Geschichte der Fotografie und die Sammlung Haubrich. Die Schenkung des Kölner Juristen Josef Haubrich zeigt Schlüsselwerke des deutschen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, darunter Glanzstücke wie das Porträt von „Doktor Hans Koch“ von Otto Dix und den „Halbakt mit Hut“ von Ernst Ludwig Kirchner sowie Werke von Marc Chagall, Max Beckmann und Paula Modersohn-Becker. So viel Kunst regt die eigene Fantasie an. Im Digitalen Kreativlabor, POP Lab und anderen Ateliers können Besucher ihr freien Lauf lassen …

Schirn Kunsthalle Frankfurt: Wechselausstellungen auf höchstem Niveau

Frankfurt am Main: Skyline bei Sonnenuntergang vom Dom aus Frankfurt am Main: Skyline bei Sonnenuntergang vom Dom aus ©#visitfrankfurt (David Vasicek)

Die in der Frankfurter Altstadt zwischen Römerberg und Kaiserdom gelegene Schirn Kunsthalle, umgangssprachlich einfach „Die Schirn“, gilt als eines der namhaftesten Ausstellungshäuser für moderne und zeitgenössische Kunst in Europa. Dieses Ansehen hat sie sich durch Eigenproduktionen, Publikationen und Ausstellungskooperationen mit anderen Top-Häusern wie dem Centre Pompidou, der Tate Gallery oder dem Museum of Modern Art erworben. Das ist generell das Besondere: Der mit hellem Sandstein verkleidete und aus mehreren ineinander verschachtelten Baukörpern bestehende Gebäudekomplex, dessen markantester Bauteil die von einer Glaskuppel gekrönte Rotunde bildet, beherbergt keine eigene Sammlung. Vielmehr organisieren und zeigen die Macher auf rund 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche – und in clever gemachten Digitorials – befristete Ausstellungen und Projekte zu ausgewählten Themen oder zum Werk einzelner Künstler. Seit der Eröffnung 1986 kamen da mittlerweile rund 250 von insgesamt über neun Millionen Kunstinteressierten besuchte Ausstellungen zusammen. Zu den gefragtesten zählten dabei Schauen über Edvard Munch, Wassily Kandinsky, Henri Matisse und die Bohème in Paris um 1900.

ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe: Einmalige Kulturinstitution

Karlsruhe: Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe: Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) ©ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (Uli Deck)

Das 1989 gegründete Zentrum für Kunst und Medientechnologie, kurz ZKM, gehört zu den ungewöhnlichsten Orten in Karlsruhe – und der weltweiten Museumsszene. Die Art, wie hier interaktive Kunst gezeigt und unterschiedlichste Gattungen miteinander vernetzt werden, ist einmalig. Allein die pure Anzahl an Einrichtungen! Da sind zum einen das Museum für Neue Kunst, das Medienmuseum, die Mediathek, das Medientheater und das Labor für antiquierte Videosysteme. Insgesamt umfasst die Sammlung des ZKM etwa 9.000 Werke der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, wobei nochmal mehrere tausend Video und Audiobänder dazukommen. Zum anderen wird unter dem Dach einer ehemaligen denkmalgeschützten Fabrik, die sich in zehn Lichthöfe gliedert, auch geforscht und experimentiert, etwa im Institut für Bildmedien und im Institut für Musik und Akustik. Da wird (Gast-)Künstlern aus aller Welt ein ideales Produktionsumfeld geboten, um neueste Technologien zu erproben. Überhaupt wird ausprobiert, was das Zeug hält, oft auch in Kombination mit Malerei, Fotografie und Skulptur, Tanz, Theater, Performance und vielem mehr. Kurz: Es verschmilzt alles miteinander. Die Besucher freut es, können sie doch auf mehr als 15.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche überraschende Video-, Musik- und Lichtinstallationen, computergestützte, interaktive und immersive Environments – Stichwort Virtual Reality – ebenso wie ganz neue Ausstellungsformate erkunden.

Albertinum Dresden: Klassiker der Moderne

Dresden: Lichthof im Albertinum Dresden: Lichthof im Albertinum ©Lookphotos (Travel Collection)

Unweit der Elbe direkt an der Brühlschen Terrasse gelegen entstand Ende des 19. Jahrhunderts ein lang gestrecktes Gebäude im Stil der Hochrenaissance: das nach dem sächsischen König Albert benannte Albertinum. Anfang des 21. Jahrhunderts folgten nach dem Hochwasser 2002 grundlegende Sanierungsarbeiten inklusive des Einbaus eines Depots und Restaurierungswerkstätten. Diese schweben seither als „Arche für die Kunst“ 17 Meter über dem lichtdurchfluteten Innenhof. Die inhaltlich wichtigste Veränderung bei der Wiedereröffnung 2010 aber war (neben der Verlegung des Grünen Gewölbes ins Residenzschloss) die Fusion der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung. Nach dem Motto „Hier trifft Malerei auf Skulptur, Ost auf West und Heute auf Morgen“ stellt der Rundgang durch die neuen Ausstellungsräume Malerei und Skulpturen (zu den wichtigsten zählen Wilhelm Lehmbrucks „Knieende“, Edgar Degas „Vierzehnjährige Tänzerin“ und Auguste Rodins „Der Denker“) immer wieder in den Dialog. Das gilt auch für die Sonderausstellungen, die vor allem Zeitgenössisches präsentieren. Wahre Meisterwerke der Malerei, vom Jahr 1800 bis heute, bereichern die Dauerausstellung. Dort versammelt sich mit Exponaten von Caspar David Friedrich über Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Max Slevogt bis Georg Baselitz das Who is Who der hohen Künste. Besondere Anziehungskraft üben indessen das „Kriegstriptychon“ von Otto Dix aus, einem der bekanntesten Vertreter der Neuen Sachlichkeit, sowie zwei Räume, die dauerhaft Werke des in Dresden geborenen Gerhard Richter zeigen.