Alles andere als leichte Kost und dennoch stark gefragt: Hohe Besucherzahlen spezieller Museen respektive Gedenkstätten beweisen, dass es ein großes Informationsinteresse an den abscheulichen Freveltaten der Nationalsozialisten und des DDR-Unrechtsregimes gibt.

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände: Monumentale Nazi-Bauten

Der Größenwahn der Nationalsozialisten zeigt sich nirgends so eindrücklich wie auf dem mehr als zehn Quadratkilometer großen Reichsparteitagsgelände im Südosten Nürnbergs. Die Devise von damals: Alles sollte erhaben, mächtig, ehrfurchtsgebietend wirken – etwa Zeppelinfeld, Zeppelintribüne und die extrem lange Aufmarschstraße, auf der in den 1930er Jahren regelmäßig Hunderttausende Hitlers Propagandaschau zujubelten. Unter der Leitung von Albert Speer (Hitlers Architekt und Rüstungsminister des NS-Regimes) war noch Monströseres geplant, etwa das mit 405.000 Zuschauern weltgrößte Stadion. Soweit kam es nicht, auch die Kongresshalle erreichte „nur“ 39 der geplanten 72 Meter Höhe. Seit 2001 befindet sich im Nordflügel des unvollendet gebliebenen neoklassizistischen XXL-Gebäudes das Dokumentationszentrum. Mit seinem „Pfeil aus Glas und Stahl“ setzt es bereits von außen ein sichtbares Zeichen. Im Inneren beschäftigte sich bis zum Beginn von Umbauarbeiten im Frühjahr 2021 eine Dauerausstellung mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der Nazi-Gewaltherrschaft. Die alte Dauerausstellung wird derzeit durch eine Interimsausstellung in der Großen Ausstellungshalle ersetzt. Nach dem großen Um- und Ausbau, der voraussichtlich 2025 abgeschlossen sein wird, stehen Themen mit Bezug zu Nürnberg weiterhin im Fokus, darunter die „Nürnberger Gesetze“ von 1935, der „Nürnberger Prozess“ gegen Hauptverantwortliche der NS-Verbrechen sowie der Umgang mit dem nationalsozialistischen Architekturerbe. Im Gelände selbst informieren Tafeln über die Historie des jeweiligen Standortes.

Nürnberg: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ©DZT (Florian Trykowski)


Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“: Einblicke in den Stasi-Alltag

Bei der „Friedlichen Revolution“, die schließlich zum Zusammenbruch der DDR führte, spielte Leipzig eine zentrale Rolle. Mutige Bürger versammelten sich im Herbst 1989 bei ihren Montagsdemonstrationen aber nicht nur vor der Nikolaikirche, sondern unter anderem auch vor dem Gebäude, in dem 40 Jahre lang die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ihren Sitz hatte. Schon einige Monate später war die Stasi Geschichte! Und es dauerte auch nicht lang, bis in eben jener „Runden Ecke“, wie das hübsche Haus in Anspielung auf dessen architektonische Rundung genannt wurde, ein Museum eingerichtet wurde. Dass die Tätigkeiten im Inneren des Hauses alles andere als hübsch waren, macht die seit mehr als drei Jahrzehnten unveränderte Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ sichtbar – anhand zahlreicher und einzigartiger Exponate zu Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des menschenverachtenden DDR-Geheimdienstes. Auch eine Gefängniszelle ist zu sehen. Überall wurde dabei das Umfeld weitgehend erhalten, damit Besucher die „Arbeitsatmosphäre“ von einst sehen, riechen, fühlen können. So finden sich im gesamten Museum, im Übrigen seit 2012 Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“, Linoleumfußboden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an den Türen und Fenstern, Kabelkanäle und alte Heizkörper.


Gedenkstätte Berliner Mauer: Vom Bau der Mauer bis zu deren Fall

Kein anderes Bauwerk symbolisiert die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands so stark wie die 1961 errichtete und 1989 gefallene Mauer, die sich mitten durch die geteilte Stadt zog. Während ihr längstes noch erhaltenes Teilstück in Gestalt der an der Spree gelegenen East Side Gallery kunterbunte Open-Air-Kunst bietet, widmet sich die Gedenkstätte an der nördlich gelegenen Bernauer Straße der Dokumentation der dunklen Mauergeschichte – insbesondere der vielen Tragödien, die sich an der Grenze zwischen Berlin-Mitte und dem Wedding ereigneten. Allein 132 zivile Todesopfer gab es in diesem Zusammenhang zu beklagen, darunter Menschen, die sich aus den Fenstern ihrer Häuser im abgeriegelten Ost-Berlin stürzten, um in den freien Westen zu gelangen. Dies und mehr behandelt die Dauerausstellung „1961 | 1989. Die Berliner Mauer“ im 2010 eröffneten Dokumentationszentrum. Rund um den 1,4 Kilometer langen Gedenkparcours entlang des ehemaligen Grenzstreifens gibt es weitere Stationen. Welche, erläutert das Besucherzentrum: originale Grenzanlagen, die Kapelle der Versöhnung, das an die „Mauer-Toten“ erinnernde „Fenster des Gedenkens“, das Grenzhaus, eine Ausstellung im benachbarten S-Bahnhof Nordbahnhof sowie das nationale Denkmal für die Opfer des Mauerbaus und der deutschen Teilung. Dabei wurde ein 80 Meter kurzes Stück Grenzland durch zwei sechs Meter hohe Stahlwände eingefriedet, bei dem Sehschlitze einen Blick in den Todesstreifen ermöglichen.

Berlin: Paar an der Berliner Mauer Berlin: Paar an der Berliner Mauer ©DZT (Julia Nimke)


Topographie des Terrors Berlin: Akribische Dokumentation der NS-Verbrechen

Auf dem Gelände neben dem Martin-Gropius-Bau ballte sich das Grauen des Dritten Reichs. Zwischen Stresemann- und Wilhelmstraße befanden sich die Schaltzentralen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), der Reichsführung SS, des Sicherheitsdienstes (SD) der SS sowie des Reichssicherheitshauptamtes. Für einen Überblick empfiehlt sich da erstmal ein Geländerundgang. Audio-Guides und Informationspulte mit Fotos, Dokumenten und 3D-Grafiken geben Orientierung über das Areal, zu dem auch eines der letzten Stücke der 28 Jahre dort verlaufenden Mauer zählt, und dessen Geschichte. Intensivere Einblicke ermöglicht dann das 2010 eröffnete Dokumentationszentrum. Eine Dauerausstellung in dem großen, grauen Quader geht der Frage nach, wie aus dem bürgerlichen Deutschland der 1920er Jahre ein totalitärer Machtstaat werden konnte. Fünf Themenkreise informieren – mittels Schautafeln und großformatiger Fotografien, aber auch via Radiobeiträgen von damals – die Besucher über die Machtübernahme und Institutionen des Nazi-Terrors, das Wirken der SS, die systematische Verfolgung und Vernichtung. Beklemmend wird es dann im Hausgefängnis der Gestapo-Zentrale, erst recht, wenn man erfährt, dass in den 38 Einzelzellen unter anderem Politiker wie Kurt Schumacher (SPD) und Ernst Thälmann (KPD) oder der Jurist Helmuth James Graf von Moltke, Begründer der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis, litten.