Farbige Fassaden, schiefe Giebel, Holzbalken, goldene Inschriften, Ornamente und Schnitzereien: Manche Fachwerkhäuser sind wahre Kunstwerke und prägen mit ihrem Charme ganze (Alt-)Städte.

Tübingen: Jugendlicher Flair in alten Gassen

Tübingen: Marktplatz am Abend Tübingen: Marktplatz am Abend ©DZT (Francesco Carovillano)

Deutschlandweit liegt der Altersdurchschnitt bei 44,5 Jahren, in Tübingen am Neckar bei 40. Das macht sie zu einer der jüngsten Städte des Landes. Der Grund: Fast ein Drittel der Bevölkerung sind Studenten, wobei der Großteil die Eberhard Karls Universität besucht – und die wiederum ist gar nicht jung, hat sie als eine der ältesten Unis Europas doch über 540 Jahre auf dem Buckel. Auf viele Jahrhunderte kommen auch zahlreiche farbenfrohe Gebäude in der Altstadt. Eines der beliebtesten Fotomotive dürfte das im Stil der Renaissance erbaute viergeschossige Rathaus darstellen: bunte Sgraffito-Malereien an der Außenfassade, darüber die kunstvolle, astronomische Uhr, davor der Neptunbrunnen auf dem Marktplatz. Den säumen eine Reihe hübscher Fachwerkhäuser, mehr davon finden sich in den Gassen drumherum, etwa das große Nonnenhaus in der Nähe des Stadtgrabens oder der 800 Jahre alte Stiefelhof. Wer zwischen hier, Schloss Hohentübingen und dem Neckarufer umherstreift, legt dann doch einige (Höhen-)Meter zurück. Aber das hält ja bekanntlich jung!


Quedlinburg: Fachwerk-Champion, Weltkulturerbe, lebendiges Museum

Quedlinburg: Altstadt Häuserfassade Quedlinburg: Altstadt Häuserfassade ©iStock (mije_shots)

Die einstige Königspfalz und Hansestadt am Nordostrand des Harzes blickt auf eine über 1.000-jährige Geschichte. So spiegelt sich in den Kostbarkeiten des Domschatzes der Stiftskirche noch heute der Glanz des ottonischen Kaiserhauses. Doch der größte Schatz der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt sind die über 2.000 gut erhaltenen Fachwerkbauten aus dem 14. bis 19. Jahrhundert. Mehr geballte Fachwerkhaus-Power gibt es nirgends in Deutschland! Einen guten Überblick vermittelt das Altstadtpanorama von der auf dem Burgberg gelegenen Stiftskirche St. Servatii – einen guten Einblick dann ein Bummel durch die kopfsteingepflasterten Gassen. Dort ist es, als streife man durch ein lebendiges Museum: Häuser stehen sich dicht gegenüber, mitunter berühren sich fast die Ausleger an den Fassaden. Wein rankt an alten Mauern, darin kleine Läden und Cafés. Klingt kitschig, ist aber so.


Bielefeld: Geschichte im Grünen

Bielefeld: Blick auf die Stadt Bielefeld: Blick auf die Stadt ©DZT (Francesco Carovillano)

Bielefeld – gibt’s doch gar nicht.“ Der satirische Verschwörungsgag sorgt im Nordosten Nordrhein-Westfalens nur noch für Gähnen. Aufgeweckte hingegen wissen, dass die Stadt zu Füßen der mächtigen Sparrenburg viel zu bieten hat. So finden sich auf dem Gelände der Ravensberger Spinnerei – einst Europamarktführer in puncto Flachsspinnerei – Museen, Kino und Open-Air-Flächen und im ehrwürdigen Waldhof zeitgenössische Expositionen des bekannten Kunstvereins. Ganz nach dem Geschmack von Geschichts-Fans gestaltet sich das von Fachwerkhäusern geprägte Areal rund um den Alten Markt im Herzen der Altstadt. Der Platz fasziniert mit eindrücklichen Bauten und historischen Fassaden, etwa dem Bankhaus Lampe. Extralob gebührt dem Crüwell-Haus mit seinen 7.000 Delfter Kacheln – ein Prachtbau der Weserrenaissance. Prächtig ist auch der mitten durch Bielefeld verlaufende Teutoburger Wald, der rund ein Fünftel der Stadtfläche bedeckt. Wo, bitte, gibt’s denn sowas?


Celle: Geballte Fachwerk-Power

Celle: Zöllnerstraße mit Fachwerkhäusern Celle: Zöllnerstraße mit Fachwerkhäusern ©Fotostudio Loeper (Ulrich Loeper)

Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich im niedersächsischen Celle, Beiname „südliches Tor zur Lüneburger Heide“, Fachwerkhäuser entlang der Altstadtstraßen. Mehr als 500, die meisten davon aufwendig restauriert und denkmalgeschützt, ergeben ein geschlossenes Stadtbild und bilden eines der größten zusammenhängenden Fachwerkensembles der Welt. Besonders alte Häuser besitzen noch eine Durchfahrt zum Hof, in denen die Ackerbürger von Celle einst ihre Ernte einbrachten. In vielen dieser mittelalterlichen Bauten befinden sich Geschäfte, Cafés und Restaurants, sodass man die architektonischen Prachtstücke – besonders schön: das mit Fabelwesen verzierte Hoppener Haus von 1532 und die Alte Lateinschule in der entzückenden Kalandgasse – nicht nur von außen bewundern, sondern auch betreten kann. Was Besucher ebenfalls betreten können und es auch sollten: den nahen Französischen Garten und mehr noch das im Stil der Renaissance und des Barocks erbaute Celler Schloss.