Natur & Aktiv
Top-Spots für Astro-Fans: Der Sternenhimmel
Nur in der Wüste gibt's ungetrübten Glitzerhimmel? Stimmt nicht. Denn auch in Deutschland warten tolle Spots für Sternenbeobachter. Entdecken Sie mit uns Lichtjahre entfernte galaktische Objekte.
Der Weltraum – unendliche Weiten: Vom Universum, seinen Myriaden an Sternen, Galaxien und Planeten, geht eine unbeschreibliche Kraft aus, die die Menschen seit jeher zu spüren und zu deuten versuchen. Einsame Wüsten, das Hochgebirge oder abgelegene Inseln zählen zu den tollsten Orten der Erde für Himmelsbeobachtungen. Doch dazu muss man nicht gleich die Zivilisation verlassen – auch auf Ihrer Deutschlandreise werden Sie als Hobby-Astronom glücklich.
Berlin oder Köln müssen wir zwar hinter uns lassen, denn in Großstädten und Ballungsräumen gibt es Lichtverschmutzung: Wo viele Straßenlaternen, Industrieanlagen, Werbetafeln und Häusermeere leuchten, sind die Aussichten nach oben trübe – der Blick bleibt in der Lichtglocke aus Fremdlicht hängen. Doch bis zum nächsten Sternenspot inmitten der Natur ist es jedoch nie weit.
Westhavelland: Erster Sternenpark in Deutschland
Im dünn besiedelten Westhavelland rund 70 Kilometer westlich von Berlin befindet sich sogar einer der dunkelsten Orte der Republik. Mit einem breiten Angebot hat man sich auf Hobby-Astronomen eingestellt, das von Führungen und Fotokursen bis zu astrofreundlichen Unterkünften mit Ferngläsern und Teleskopen reicht.
Und was man in sternenklaren Nächten erspäht, ist fantastisch: Sie können nicht nur die Milchstraße mit bloßem Auge erkennen, sondern auch den „Airglow" beobachten. Das ist ein schwaches Leuchten höherer Atmosphärenschichten. Die US-Nichtregierungsorganisation International Dark-Sky Association (IDA) hat den Naturpark Westhavelland 2014 zu Deutschlands erstem Sternenpark gekürt.
Am dunkelsten ist es in der Kernzone zwischen den Ortschaften Gülpe und Nennhausen. Sie können neun ausgewiesene Beobachtungspunkte aufsuchen und von dort neben Tausenden von Sternen und Planeten mit etwas Glück auch Sternschnuppen und Kometen sehen.
Rhön: Kaum Lichtverschmutzung
Weltweit zählt die IDA rund 40 Regionen, in denen das künstliche Licht weitgehend gebannt und der dunkle Nachthimmel geschützt ist. Die Organisation verbindet mit der touristischen Attraktivität auch einen Bildungsauftrag. Astronomisches Wissen soll weitergegeben, auf das Kulturgut Nachthimmel aufmerksam gemacht, aber auch über die Folgen von Lichtsmog informiert werden. Denn dieser kann nachtaktive Tiere und Zugvögel irritieren oder Wachstumszyklen von Pflanzen stören. Ein Wechsel von Hell und Dunkel ist ein wichtiger Taktgeber für Ökosysteme und auch uns Menschen.
Unter den mittlerweile vier Dark Sky-Gebieten in Deutschland ist seit 2014 auch der Sternenpark Rhön im Grenzgebiet der Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen im Zentrum Deutschlands. Wenn die Bedingungen optimal sind, entdecken Sie dort im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön sogar M 31: Das Kürzel bezeichnet den Andromedanebel – das entfernteste Objekt, das Menschen ohne technische Hilfsmittel ausmachen können. Die Galaxie ist 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt.
Sternenführer für den Nachthimmel
Im Park werden geführte Nachtwanderungen angeboten, zertifizierte Sternenführer und -innen geben Erklärungen zu himmelsmechanischen Vorgängen und erzählen Geschichten rund um Sternbilder. An der Hohen Geba (750 Meter ü. NN) in Thüringen wurden astronomische Beobachtungsplattformen in den Boden gelassen, um empfindlichen Geräten zur Himmelsbeobachtung festen Stand zu geben.
Von „Himmelsliegen“ aus können Sie bequem nach oben schauen, installiert für eine bessere Orientierung am Nachthimmel sind bewegliche Sternenkarten. Auch für originelle Schlafplätze ist in der Umgebung gesorgt.
Eifel: Insel der Dunkelheit
Auch in der Eifel, eine Region mit Grenzkontakt zu Belgien und Luxemburg, wartet die Dunkelheit – als eine Art Insel, denn das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist grundsätzlich dicht besiedelt: Der von künstlichen Lichtquellen aber weitgehend verschont gebliebene Naturpark Eifel, rund 65 Kilometer südwestlich von Köln gelegen, wurde 2019 von der IDA als Sternenpark anerkannt.
Auch hier erscheint die Milchstraße in klaren Nächten als weiß glimmendes Band so deutlich wie sonst nur an wenigen Orten in Europa. Weiteres Angebot ist die Astronomiewerkstatt „Sterne ohne Grenzen“ an der Sternenwarte Vogelsang. Von hier aus starten geführte Sternenwanderungen in Deutsch und Englisch – mit passendem Gerät wie Teleskopen und Großferngläsern im Gepäck.
Während laue Sommernächte vielleicht unbeschwerter sind, eignet sich allein aus einem Grund der Winter besonders für Sternengucker: Die Nächte sind länger und beginnen früh, womit auch Familien mit Kindern zu den Sternen greifen können, ohne dass der Abend zu lang wird.
Winkl-Moosalm: Detailreiche Milchstraße
Hoch hinauf, auch wenn nicht ganz bis zu den Sternen, geht‘s zur Winkl-Moosalm, die Astro-Alternative auf 1.200 Metern in den Chiemgauer Alpen. Die Alm, erster Sternenpark in den Alpen, ist im Sommer ein tolles Wander- und im Winter ein abwechslungsreiches Skigebiet – 360-Grad-Panorama-Blick immer inklusive.
Wenn die Dunkelheit einbricht, spannt sich in klaren Alpennächten ein Firmament sondergleichen auf. Bis in Feinheiten erspähen Sie die Milchstraße, galaktische Nebel oder einen Roten Riesen, das sind große Sterne mit hoher Leuchtkraft, zu entdecken etwa im Sternbild Stier. Auf Führungen durch einen Astronomen bekommen Sie das Weltall live erklärt – anschaulich, da Ihr Guide mit einem speziellen Licht-Zeigestock in den Himmel deuten kann.
Wo der Sternenhimmel in Deutschland ebenfalls toll ist
Durch die Dark-Sky Association benannt zu werden, ist eine Ehre, es gibt aber noch weitere Top-Spots für Sternengucker in Deutschland – auch ohne das IDA-Siegel. Unter den vielen Volkssternwarten zum Beispiel die am Sankt Andreasberg im Oberharz, die derzeit eine Anerkennung als IDA-Sternenpark anstrebt. Hier werden Vorträge gehalten und bereit stehen Teleskope sowie als Schlecht-Wetter-Alterative ein Planetarium.
Die Sternwarte im Harz strebt wie das Biosphärengebiet Schwäbische Alb im Süden der Republik eine Anerkennung als IDA-Sternenpark an.
Richtig schön düster wird es auch auf einigen Nordseeinseln, etwa Amrum, Pellworm oder Spiekeroog. Auf letzterer hat die IDA den bislang dunkelsten Himmel über Deutschland gemessen. Spiekeroog und Pellworm sind die ersten Sterneninseln Deutschlands, die offiziell von der IDA als internationale Sternenparks zertifiziert sind.